Jahresablauf eines Bienenvolkes
Eigentlich benötigen die Bienen den Menschen gar nicht. Honigbienen haben in der freien Natur mit Hilfe ihrer Organisationsform (Zusammenhalt im Volk) mehr als sechzig Millionen Jahre ohne menschliche Hilfe überlebt und würden dies auch weiterhin können, würde ihr Lebensraum nicht permanent durch fortschreitende Industrialisierung und zerstörende Agrarwirtschaft (z.B. Bodenversiegelung, Umweltgifte, Monokulturen) eingeengt werden.
Da wir Menschen aber die Bienen brauchen, um unsere Obstbäume, Garten- und Nutzpflanzen sowie Blumen zu bestäuben, bieten wir ihnen Unterkünfte (die Bienenbeuten), in denen sie auch die Winterzeit besser überdauern. So entsteht eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen Menschen und Bienen.
Der Imker erntet im Sommer die von den Bienen produzierten Bienenprodukte, dafür sorgt er im Winter für eine artgerechte Unterkunft, genügend Futter und hält Krankheiten, Parasiten und andere Schädlinge von ihnen fern.
Das bedeutet für den Imker, dass er über das ganze Jahr mit den verschiedensten Arbeiten beschäftigt ist, um seinen Teil zum Gelingen dieser Beziehung beizutragen.
Herbstzauber
Bei dem Wort Jahresablauf denkt man im Allgemeinen an das Kalenderjahr. Etwas anders sehen es jedoch der Imker und seine Bienen.
Hier beginnt das Bienenjahr bereits im Spätsommer bzw. im Herbst des Vorjahres. Dies ist der Zeitpunkt, wo die Sommerbienen, – die eine Lebenszeit von jeweils ca. 6 Wochen erreichen – abgehen und im Bienenstock Winterbienen entstehen.
Dieser Prozess ist fließend und sehr von den Witterungseinflüssen abhängig. Die „Winterbienen“ sind der Grundstock der nächsten Saison und erreichen ein Lebensalter von ca. 6 Monaten. Sie sind es, die im Frühjahr nach möglichst guter Auswinterung Frühblüher bestäuben und den ersten Honig eintragen.
Im August erfolgt die Wintereinfütterung, weil durch die Honigernte den Bienen der natürliche Wintervorrat genommen wurde. Hierbei ist sehr darauf zu achten, dass einerseits die Brutaktivität der „Winterbienen“ nicht gehemmt und andererseits genügend Winterfutter eingelagert wird, damit bis zum Frühjahr kein Mangel herrscht – auch dann, wenn der Frühling auf sich warten lässt.
Probleme können dann jedoch auftreten, wenn nach ausreichender Einfütterung im September, Oktober und sogar im November noch Temperaturen über +12 Grad Celsius herrschen und auf den Äckern die Zwischenfrucht z.B. Senf in voller Blüte steht.
Parallel zur Einfütterung erfolgt im August die Sommerbehandlung gegen den Bienenparasiten Varroa-Jacobsoni. Das Bienenvolk sorgt auch dafür, dass in der Folgezeit keine überflüssigen Esser über den Winter gebracht werden und jagt verbliebene Drohnen nun endgültig aus dem Volk.
September ist die Zeit für Aufräum- und Reinigungsarbeiten von nicht mehr benötigten Zargen und Rähmchen sowie Werkzeug und sonstigem Imkereizubehör. Die Bruttätigkeit nimmt weiter ab. Es schlüpfen jedoch weiterhin Winterbienen, welche die Brutpflege im kommenden Frühjahr übernehmen.
Je nach Witterungsverhältnissen geht im Oktober die Bruttätigkeit noch stärker zurück. Die Fluglöcher der Bienenbeuten werden verkleinert (Drahtgitter, durch die nur die Bienen gelangen) um unliebsames Eindringen – von z.B. Spitzmäusen – zu verhindern. Das Bienenvolk zieht sich in kalten Nächten und Tagen zur Wintertraube zusammen, um die Königin aber auch sich selbst energiesparend zu wärmen.
Ab November kehrt die Ruhe ein. Es ist die Zeit an die Vermarktung der Bienenerzeugnisse zu denken, Fort- und Weiterbildung zu planen aber auch die Zeit der Muße. Klönabende im Kreise des Imkervereins sind jetzt ein guter Anlass zum Gedankenaustausch.
Sträucher und Baumzweige, die bei Herbststürmen an die Beuten schlagen könnten sind zu entfernen. Andererseits ist nun auch die Zeit die Bienenweide zu erweitern und wenn möglich in der nähe des Bienenstandes Nektar- und Pollenspendende Sträucher und Bäume zu pflanzen.
Im Dezember, wenn das Bienenvolk die Bruttätigkeit eingestellt hat und die Temperatur ca. + 5 Grad Celsius beträgt, führt der Imker letztmalig eine Varroa-Behandlung durch, um seine Bienen von der lästigen Milbe zu befreien. Organische Säuren, die bienenverträglich sind und die weder Honig noch Wachs belasten sind dafür gut geeignet.
Weihnachtsmärkte und gemeinnützige Veranstaltungen bieten den Imkern reichlich Gelegenheit Bienenprodukte zum Kauf anzubieten.
Januar und Februar ist die Zeit der Winterruhe. Die Bienen haben sich fest zur Wintertraube zusammengezogen. Sollte die Königin schon mit der Brutablage begonnen haben, so ist das Brutnest doch noch recht klein und kann von den Bienen ausreichend warm gehalten werden.
Die Kontrolle des Bienenstandes beschränkt sich nun auf die Unversehrtheit der Beuten – Spechte klopfen gern an die Hohlräume und können großen Schaden anrichten – und die Beschaffenheit der Fluglöcher. Ein öffnen von Beuten sollte zu dieser Zeit nur in Notfällen geschehen. Diese Zeit der Ruhe am Bienenstand nutzt der Imker für Vorbereitungen auf die kommende Saison (z.B. Mittelwände gießen, Beuten und Rähmchen reparieren oder neu fertigen, Völkerführung überprüfen und ggf. auf neue Erkenntnisse abstimmen u.v.m.).
Im März vergrößern sich die Brutflächen im Bienenvolk deutlich und Schlüsselreize wie Temperaturen um +10°C sowie die ersten Sonnenstrahlen locken die Bienen nach draußen. Außer den Reinigungsflügen die jetzt verstärkt erfolgen, suchen die Bienen die ersten Nahrungsquellen wie Salweide, Kornelkirsche und andere Frühblüher auf, um die ersten Pollen einzutragen. Wasserholer sind ebenfalls schon unterwegs. Das Brutnest hat sich schon auf ca. drei Waben erweitert.
Mit möglichst geringer Störung kontrolliert der Imker den Sitz des Bienenvolkes und den noch vorhandenen Futtervorrat. Witterungsbedingt finden die Bienen um diese Jahreszeit keinen ausreichenden Nektar, den sie für die Brutpflege nun dringend benötigen.
Im April ist das Volk weiter im Aufstieg begriffen, das Brutnest wird immer größer, vorhandene Futterwaben sind zu entfernen. Durch Zugabe von Mittelwandrähmchen wird die Bautätigkeit im Volk angeregt und sorgt darüber hinaus für eine weitere Brutnestvergrößerung. Je nach Witterung ist nun auch die Zeit gekommen eine Zarge aufzusetzen, in die der erste Honig eingetragen wird. Je nach individueller Völkerführung kann dazwischen ein Absperrgitter gelegt werden, um der Königin eine Eiablage im Honigraum zu versperren.
Im Juli bestehen die ersten Schwierigkeiten für unsere Bienen im Tecklenburger Land noch genügend Nektar oder Honigtau zur Honigverarbeitung einzutragen. Bis auf wenige Ausnahmen gibt es kaum noch nennenswerte Trachten, die zu einer Honigernte führen.
Die Sommertracht wird nun Mitte bis Ende Juli vom Imker geerntet. Eine sofortige Einfütterung ist nun vorzunehmen, damit erst keine Räuberei unter den Bienenvölkern aufkommen kann.
Nach der Honigernte hat der Imker nun letztmalig die Möglichkeit, aus starken Völkern Bienen zu entnehmen und diese zusammen mit den gezüchteten Königinnen zu neuen Völkern zu verbinden. Hier nutzt der Imker die natürliche Veranlagung der Bienen zur Schwarmbildung. Diese Methode nennt man Bildung eines Kunstschwarms.
Hier schließt sich nun der Kreis und ein neues Bienenjahr kann beginnen.
Westliche Honigbiene (Apis mellifera)
Die Westliche Honigbiene ist eine Vertreterin der Gattung der Honigbienen. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet war nur Europa, Afrika und der Nahe Osten. Die Westliche Honigbienen leben in einem Staat, der als Maximum etwa zur Sommersonnenwende 40.000 bis 60.000 Bienen beherbergt. Die meiste Zeit des Jahres besteht das Bienenvolk nur aus Weibchen: aus der Königin, die als einzige Eier legt (bis zu 2.000 Stück am Tag), und aus den unfruchtbaren Arbeiterinnen, die Pollen und Nektar sammeln, die Larven aufziehen und den Stock verteidigen.
Ab dem Frühsommer werden auch laufend einige hundert männliche Bienen ( Drohnen, aus unbefruchteten Eier ) aufgezogen. Eine junge Königin fliegt im Alter ab 6 Tagen bei geeignetem, sonnigem Wetter mehrmals zu einem Hochzeitsflug aus. Dabei paart sie sich mit insgesamt bis zu 20 Drohnen hoch in der Luft. Der Drohn stirbt bei der Kopulation. Im Sommer, auch etwa zur Sonnenwende, werden die Drohnen dann aus dem Bienenstock, bei der so genannten „Drohnenschlacht“ wieder vertrieben, weil sie nicht mehr benötigt werden.
Da sich die Königin mit mehreren Drohnen paart, sind die Bienen eines Bienenvolkes alle Halbschwestern. Allein durch die besondere Form der Königinnenzelle an der Bienenwabe und die unterschiedliche Fütterung der Larven entscheidet es sich, ob eine Königin oder Arbeiterin heranwächst. Die Differenzierung der Larve zur Königin wird vor allem dadurch bestimmt, dass sie in weit größerem Maße als die Arbeiterinnenlarven den sogenannten Futtersaft Gelée Royale erhält.
Bienengift
Flüssiges Bienengift ist eine gelbliche, leicht trübe, sauer reagierende Flüssigkeit. Durch Trocknung entsteht ein gelblich-braunes Pulver.
Bienenstiche
Sicherlich, Bienenstiche sind unangenehm. Beim überwiegenden Teil der Bevölkerung werden, wenn sie das Wort Biene hören, ihre Gedanken fast automatisch neben Honig auch auf Stachel gelenkt und sie reagieren mit Angst. Einige Menschen behaupten, so allergisch gegen Bienenstiche zu sein, dass sie wahrscheinlich beim nächsten Stich sterben würden. Dieser Angst ist nur schwer beizukommen.
Vermeidbare Stiche
Unsere einheimischen Bienen wie auch andere bei uns heimische Stechinsekten verfolgen den vermeintlichen Angreifer nur über kurze Distanz. Der Bienenstich ist in den meisten Fällen die Antwort des Insekts auf die von ihm empfundene Bedrohung der Insektenbehausung. Außerhalb des Nestbereichs neigen Bienen nicht zum Stechen.
Der Imker weiß, wie man sich am besten schützt. Er respektiert die Abneigung der Bienen gegen Körpergeruch, Alkohol und schnelle, unkontrollierte Bewegungen und reagiert auf einen Stich nicht mit ruckartigen Bewegungen. Den Stachel entfernt er, ohne dass beim Heraus- ziehen weiteres Gift in die Wunde gedrückt wird.
Die allergische Wirkung des Bienengiftes
Allergien können gegen fast jede nur erdenkliche Substanz entwickelt werden. Etwa jeder dritte Bundesbürger leidet an einer Allergie. Eine allergische Reaktion ist unabhängig von der Zahl der Stiche und kann zu lebensbedrohlichen Reaktionen führen. Allerdings ist nicht jede Form der Allergie lebensbedrohlich. Von den Allergien ist die völlig normale örtlich begrenzte Hautreaktion bei Bienenstich zu unterscheiden. Die beobachteten Symptome Juckreiz, Schwellung, Schmerz, Rötung mit einem weißen Bezirk um die Einstichstelle sind völlig ohne Krankheitswert und selten so stark ausgeprägt, dass man sie behandeln müsste.
Ausgenommen sind Stiche im Hals-, Mund- und Rachen- bereich. Hier besteht bei starken Schwellungen die Gefahr der Verlegung der Atemwege.
Medikamente
Bei Überreaktionen ist die sofortige Gabe von Adrenalin, Cortison und einem Antihistaminikum angezeigt. Gefährdete Personen sollten oben genannte Medikamente stets bei sich führen. Wichtig ist wohl aber auch, die Ruhe zu bewahren. 98 % aller allergischen Reaktionen treten innerhalb einer Stunde nach dem Stich auf, 70 % bereits innerhalb der ersten 10 Minuten.